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05.09.2022

Besuch von Edna und Eran Azrieli aus Israel im Rahmen ihrer Deutschlandreise zur Ahnenforschung

Die Reise zurück in die Vergangenheit ihrer Familie, deren Wurzeln innerhalb der jüdischen Gemeinde Hörsteins zu finden sind, waren für die 1947 in Palästina geborene Edna und ihren 48-jährigen Sohn Eran kein leichtes Unterfangen. Bilder von glücklichen Momenten aus dem Alltag von Ednas Urgroßvaters Joseph Rothschild inmitten seiner stolzen Kinderschar (acht Söhne und zwei Töchter), Fotos von Familienfeiern oder Momentaufnahmen aus dem damaligen Dorfleben in Hörstein werden überlagert vom grausamen Schicksal vieler Familienmitglieder, die in den dunklen Zeiten des Nationalsozialismus entrechtet, vertrieben, verjagt oder ermordet wurden. 

Während zum Beispiel Ednas Großvater Hermann Rothschild die Shoa überlebte, fiel dessen Vater Joseph, dem es zuerst noch gelungen war nach Amsterdam zu fliehen, Nazi-Schärgen in die Hände. Mit 90 Jahren wurde er nach Auschwitz deportiert, wo er drei Tage später ums Leben kam.

„Für mich ist es etwas ganz Spezielles, auf den Straßen entlang zu gehen, auf denen meine Vorfahren früher gegangen sind. Ich fühle mich auf einmal zurückversetzt und in besonderer Weise mit ihnen verbunden“, gestand Eran Azrieli beim Rundgang durch den Dorfkern von Hörstein, der auch an all den Orten vorbeiführte, wo bis zum Beginn der Pogrome und Verfolgungen die behüteten Heime, die israelitische Schule und die Synagoge von Erans Ahnen standen.

Der Spurensuche in Hörstein, die von Elisabeth Trageser einfühlsam und kundig unterstützt wurde, ging der Besuch des jüdischen Friedhofs vor den Toren der ehemaligen Gemeinden Alzenau, Wasserlos und Hörstein voraus. Renate Harant aus Landau in der Pfalz und ihre Tochter Sabine Harant-Kasumov aus Ludwigshafen waren ebenfalls mit Nachforschungen zu ihrem in Hörstein geborenen Großonkel Emanuel Rothschild beschäftigt, als sie vom Vorsitzenden des Vereins jüdisches Leben in Unterfranken, Oded Zingher, erfuhren, dass sich gewissermaßen Verwandtschaftsbesuch aus Israel angekündigt hatte. Auf den Gräbern ihrer verstorbenen Familienmitglieder legten sie gemeinsam Steine als Zeichen ihres Besuchs ab.

Von einer langen und guten Tradition, ehemalige jüdische Mitbürger und ihre Angehörigen in Alzenau zu empfangen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, an die Orte ihrer Kindheit und Jugend zurückzukehren oder sie kennenzulernen, sprach der Zweite Bürgermeister von Alzenau, Helmut Schuhmacher, beim Empfang im Sitzungssaal des Rathauses. Er sei glücklich, dass damit Alzenau die Möglichkeit gegeben werde, sich als „Stadt des Friedens“ zu präsentieren. Die Opfer werde man niemals vergessen, versicherte er weiter und verwies auf die sichtbaren Zeichen zu ihrem Gedenken, wie verschiedene Erinnerungsorte in den Ortseilen oder die Stele am Eingang des Rathauses mit den Namen der 250 jüdischen Mitbürger, die zwischen 1933 und 1945 in Alzenau gelebt hatten und verfolgt, deportiert oder ermordet wurden. Um ihre Namen lesen zu können, müsse man den Kopf senken, was einer Verneigung vor ihrem Schicksal bedeute, erklärte das Stadtoberhaupt.

Text: Sabine Harant-Kasumov

 

 

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